Der CSD in Wuppertal zählt zu den ältesten in NRW. Entsprechend groß sind die Erfahrungen bei Organisation und Durchführung, die Christiane Freyer in diesem kurzen Interview beschreibt. Unbedingt lesenswert für alle, die ihren (ersten) CSD planen wollen.

1. Wie lange gibt es den CSD in Wuppertal und wie hat er sich im Laufe der Zeit entwickelt?

In Wuppertal gibt es bereits sehr lange eine CSD-Veranstaltung, immer wieder haben sich Personen gefunden, das zu organisieren. Ohne Strukturen führte das in den vergangenen Jahren immer wieder mal zu Überforderungen, vor allem angesichts sich verschärfender Sicherheitsvorgaben und sonstiger, teils kostenintensiver Auflagen, die so eine große öffentlich zugängliche Veranstaltung mit sich bringt.

2. Wer macht alles mit und wie seid ihr organisiert?

Wir sind ein Aktionsbündnis, das aus dem seit 2017 von der Stadt Wuppertal organisierten Runden Tisch LSBTIQA*+ hervorgegangen ist. Im Grunde sind wir eine aus verschiedenen queeren Vereinen, Gruppen und Einzelpersonen bestehende Orga-Gruppe, die miteinander arbeitet, streitet, diskutiert und feiert. Wir haben in diesem Jahr das erste Mal eine Person, die diese Gruppe organisiert und die Fäden in der Hand hält. Damit erhoffen wir uns bessere Abläufe, weil dann nicht alle alles machen (und sich schlimmstenfalls darüber zerstreiten), sondern mehr Professionalisierung und gleichzeitige Entlastung aller Beteiligten. Denn die Orga selbst, jede einzelne Aufgabe, ist anstrengend genug, erfordert Motivation, Konzentration und Engagement über das übliche Maß hinaus. Zum Glück sind wir in Wuppertal eine ganz wunderbare Truppe Menschen, die viel Kreativität hat und gleichzeitig sich der politischen Dimension des CSD immer bewusst ist.

v.l. Moderator Michael Brockordt, Oberbürgermeister Uwe Schneidewind, Martina Völker, Christina Bethke, Christiane Freyer, Tobias Osterburg (Fotos: Wolf Sondermann)

3. Wann beginnt ihr mit der Planung und wie oft trefft ihr euch?

Die Planung für jeden neuen CSD beginnt bereits mit dem Nachlese-Treffen, wo wir feststellen, was wir im kommenden Jahr besser machen können und wollen. Darüber hinaus legen Antragsfristen fest, dass wir ebenso bald nach unserem CSD am 14.9.2024 den nächsten CSD bereits planen werden. Derzeit treffen wir uns in großer Runde monatlich, die kleineren einzelnen Arbeitsgruppen (wie Bühnenprogramm, Stände, Finanzen oder unsere Wochen der Vielfalt) treffen sich in Eigenregie und berichten dann an das monatliche Treffen. Mir ist diese Autonomie in unserer Orga wichtig, denn so sind alle motiviert und verantwortlich, können selbst Entscheidungen treffen, die sich auf das Gesamte auswirken. Da muss man auch mal Fehler aushalten oder auch in der Diskussion mit der gesamten Orgagruppe zu einer anderen Entscheidung kommen.

+ Hast Du einen Extra-Tipp für die Community: Was hättest Du gerne vor der Organisation eures ersten CSD gewusst?

Ich habe bereits vor einigen Jahren an der Planung des CSD in Wuppertal teilgenommen. Mehr und mehr entstand bei mir der Wunsch nach Offenheit und Transparenz, dies ist für mich das A und O einer erfolgreichen Organisation:

Offenheit bedeutet, dass alle, die verantwortlich mitmachen, alles ansprechen dürfen und sollen, was gerade nicht gut läuft und wir darüber achtsam diskutieren, uns ausreden lassen und zuhören. Lob gehört aber auch dazu: Wir müssen füreinander da sein und uns gegenseitig stärken, vor allem auch beim Stemmen eines solchen Events.

Transparenz heißt in diesem Zusammenhang transparente Finanzierung, also alle verantwortlichen Personen wissen, wo wir finanziell stehen, das darf kein Geheimnis sein. Außerdem ist Transparenz dafür wichtig, dass wir alle unsere Unterlagen, Absprachen untereinander und Vereinbarungen mit anderen offenlegen und somit für jede Person immer die Chance da ist, sich vorübergehend oder auch dauerhaft aus der Orga zurückziehen zu können, ohne dass das ganze „Schiff CSD“ ins Stocken gerät. Aktuell haben wir uns dafür ganz oldschool Mappen angelegt, die gibt es in Papier und digital, damit Jede*r ihren*seinen Weg damit gehen kann und alle Infos des jeweiligen Themengebietes im Ernstfall übergeben werden können möglichst ohne Verluste. Wir werden sehen, wie es funktioniert, momentan sind wir sehr zuversichtlich und freuen uns über jeden Meilenstein unserer Planung und darüber, dass auch in diesem Jahr die Grundfinanzierung des Landes unsere Planungen erleichtert.